So. Heute backen wir uns etwas Gesellschaft! Nach wie vor: #StayHomeClub
Wie alle Rezepte auf Hollenkraut, ist auch dieses vegan. Denn eine vegane Lebensweise ist gut für Tiere, Menschen und unseren Planeten. #friendsnotfood
Als Kind war der Tag des St. Martin einer der schönsten im Jahr. In großer Gruppe mit gebastelten Laternen und kleinen Lichtern den dunklen Himmel zu erleuchten, war etwas sehr besonderes für mich. Vor der Nacht habe ich mich schon immer gefürchtet. Ihr mit Licht, Gesang und in Gemeinschaft zu begegnen gab mir Mut und machte Spaß. Außerdem läutete es die Weihnachtszeit ein. Und die war für die kleine Erbse natürlich das Nonplusultra.
Ein bisschen zum Hintergrund und zu den Bräuchen an St. Martin
Damals wusste ich noch nichts vom heidnischen Ursprung des St. Martin. Uralte Anschauungen und Bräuche konnten sich bis in die heutige Zeit retten und erscheinen nun in einem christlichen Gewand. Wer fühlt sich beim Schimmelreiter aka Martin von Tours, dem dutzende Kinder mit Laternen in die Nacht folgen, nicht ein bisschen an die Wilde Jagd, Wodan (siehe dazu auch die Bräuche um Pelzmärtl/Nussmärtl/Waudel) und Frau Holle, die von Kinderseelen begleitet wird, erinnert?
Im Jahr 1860 verfasste Elard Mülhause in seinem Buch „Die Urreligion des deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen, Redensarten, Sprüchwörtern und Namen“ ein Kapitel über den Martinsabend in der Kasseler Region. Darin beschrieb er, dass besonders die Ortschaften die keine eigene Kirmes feierten, in der Regel einen sogenannten Martinsabend veranstalteten. Also eine Art Kirmes in klein. Was ich mir mit heutigen Maßstäben schwer vorstellen kann, denn wer die nordhessischen Kirmes-Feierlichkeiten mit den Burschenschaften kennt, weiß, dass es sich kaum um mehr als ein Zelt handelt, vor dem eventuell noch eine Würstchenbude aufgestellt wurde.
Der Blutmonat und das Opfer an St. Martin
Jedenfalls beschrieb Mülhause den Martinsabend von anno 1860 als eintägigen Tanz, an dem gebraut, geschlachtet und gebacken wurde. Selbst Familien, die sich an der allgemeinen Belustigung nicht beteiligten, aßen dennoch die sogenannte Martinsgans. Dabei wurde das Brustbein der Gans genau untersucht, denn je heller es sein würde, desto strenger würde der bevorstehende Winter werden.
Mülhause stellte den Zusammenhang mit heidnischen Opferbrauchtum her. Der November, in dem St. Martin stattfindet, hat einige ganz alte Namen. Im Althochdeutschen wurde er zum Beispiel Nebelung genannt. Im Germanischen hieß er Blotmonath; also Blutmonat bzw. Blutmond oder auch Schlachtmond, Opfermond. Er beschrieb, dass die ausgewählten Opfertiere noch jung sein mussten und noch nie menschlichen Wesen gedient haben durften. Mit ihrem Blut wurden Gegenstände, aber auch Menschen besprengt. Das Blut wurde unter Met und Bier gemischt. Und sowohl das Blut als auch die Tiere selbst wurden für Orakel verwendet. Die Opfer-Darbringungen dienten außerdem zur Besänftigung der Gottheiten. Im Zuge der Christianisierung wurden diese Opfer wiederholend seit dem Jahre 590 verboten, jedoch wurde, laut Mühlhause, nur das Pferdeopferverbot wirklich eingehalten.
Rezept für vegane Männlein
In der Gegend in der ich aufwuchs, werden am 11. November traditionell keine Weckmänner, Martinsmänner oder Stutenkerle gegessen, sondern Martinsgänse. Entweder eine geschlachtete Gans, oder die Variante die mir schon immer lieber war: Als Gebäck. Eigentlich ein Hefegebäck, habe ich mich für mein Rezept aber mit Backpulver versucht und das klappte so erstaunlich gut, dass ich es gerne festhalten und teilen möchte. Meine veganen Weckmänner, Wodansgänse oder wie auch immer man das Gebäck nennen mag, sind zwar süß, aber keinesfalls so süß wie üblicher Plätzchen- oder Kuchenteig. Falls du es zuckriger magst, hau’ noch mehr Zucker auf die Männchen drauf oder rühre ein paar weitere Esslöffel in den Teig. Das Rezept ergibt ungefähr 15 Männchen oder zwei Bleche voll.
Zutaten für etwa 15 Männchen:
400 Gramm Weizenmehl 450
1 Päckchen Backpulver
200 Gramm veganer Quark, zum Beispiel ungesüßter Alpro Skyr
100 Gramm Zucker (und später noch mehr zum Drüberstreuen)
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
2 gestrichene Teelöffel Maisstärke
8 Esslöffel Sonnenblumenöl
6 Esslöffel Pflanzenmilch
2 Esslöffel Sojamehl + Wasser
Rosinen
Mehl und Backpulver habe ich in einer extra Schüssel gemischt und erstmal bei Seite gestellt. In einer kleinen Schale habe ich zwei Esslöffel Sojamehl mit so viel Wasser verrührt, dass es vom Flüssigkeitsgehalt etwa einem Ei ähnelt. Ich weiß, super Angabe. Aber das ist ein Gefühlsding, du wirst merken was ich meine. Das Gemisch ist ein guter Ei-Ersatz und dient zur Bindung. In einer dritten sehr großen Schüssel habe ich dann den ganzen Rest, bis auf die Rosinen natürlich, vermischt und nach und nach das Mehl und “das Ei” untergerührt und gut geknetet. Bevor es mit dem Ausstechen losgehen kann, wird erstmal der Ofen vorgeheizt. Bei Umluft sind es 180°C.
Jetzt kommt der spaßige Teil. Der Teig lässt sich auf einer bemehlten Oberfläche und mit einer Teigrolle gut ausrollen. Mit Keksförmchen sollten sich so ungefähr 1 cm dicke Männlein, Gänse, Monde oder was auch immer du gern hast, ausstechen lassen. Aufs Blech gelegt, hab ich jedes Männlein mit Hilfe meines Zeigefingers mit etwas Pflanzenmilch eingerieben. Ja, stell es dir ruhig vor und lach mich aus! Du kannst beim Männlein-Bestreichen ja gerne einen Pinsel nehmen. 😀 Jedenfalls kommt danach noch ordentlich Zucker drüber gestreut und Rosinen an allen Stellen platziert, die dir sinnvoll erscheinen. Und dann kann das erste Blech auch schon ab in den Ofen. Bei 180°C brauchen sie ungefähr 18 Minuten.
Buch-Quelle: “Die Urreligion des deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen, Redensarten, Sprüchwörtern und Namen” von Elard Mülhause, Theodor Fischer Verlag, Kassel im Jahr 1860
Erstveröffentlicht wurde eine kürzere Version dieses Artikels auf pseudoerbse.de.
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So. Heute backen wir uns etwas Gesellschaft! Nach wie vor: #StayHomeClub
Wie alle Rezepte auf Hollenkraut, ist auch dieses vegan. Denn eine vegane Lebensweise ist gut für Tiere, Menschen und unseren Planeten. #friendsnotfood
Als Kind war der Tag des St. Martin einer der schönsten im Jahr. In großer Gruppe mit gebastelten Laternen und kleinen Lichtern den dunklen Himmel zu erleuchten, war etwas sehr besonderes für mich. Vor der Nacht habe ich mich schon immer gefürchtet. Ihr mit Licht, Gesang und in Gemeinschaft zu begegnen gab mir Mut und machte Spaß. Außerdem läutete es die Weihnachtszeit ein. Und die war für die kleine Erbse natürlich das Nonplusultra.
Ein bisschen zum Hintergrund und zu den Bräuchen an St. Martin
Damals wusste ich noch nichts vom heidnischen Ursprung des St. Martin. Uralte Anschauungen und Bräuche konnten sich bis in die heutige Zeit retten und erscheinen nun in einem christlichen Gewand. Wer fühlt sich beim Schimmelreiter aka Martin von Tours, dem dutzende Kinder mit Laternen in die Nacht folgen, nicht ein bisschen an die Wilde Jagd, Wodan (siehe dazu auch die Bräuche um Pelzmärtl/Nussmärtl/Waudel) und Frau Holle, die von Kinderseelen begleitet wird, erinnert?
Im Jahr 1860 verfasste Elard Mülhause in seinem Buch „Die Urreligion des deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen, Redensarten, Sprüchwörtern und Namen“ ein Kapitel über den Martinsabend in der Kasseler Region. Darin beschrieb er, dass besonders die Ortschaften die keine eigene Kirmes feierten, in der Regel einen sogenannten Martinsabend veranstalteten. Also eine Art Kirmes in klein. Was ich mir mit heutigen Maßstäben schwer vorstellen kann, denn wer die nordhessischen Kirmes-Feierlichkeiten mit den Burschenschaften kennt, weiß, dass es sich kaum um mehr als ein Zelt handelt, vor dem eventuell noch eine Würstchenbude aufgestellt wurde.
Der Blutmonat und das Opfer an St. Martin
Jedenfalls beschrieb Mülhause den Martinsabend von anno 1860 als eintägigen Tanz, an dem gebraut, geschlachtet und gebacken wurde. Selbst Familien, die sich an der allgemeinen Belustigung nicht beteiligten, aßen dennoch die sogenannte Martinsgans. Dabei wurde das Brustbein der Gans genau untersucht, denn je heller es sein würde, desto strenger würde der bevorstehende Winter werden.
Mülhause stellte den Zusammenhang mit heidnischen Opferbrauchtum her. Der November, in dem St. Martin stattfindet, hat einige ganz alte Namen. Im Althochdeutschen wurde er zum Beispiel Nebelung genannt. Im Germanischen hieß er Blotmonath; also Blutmonat bzw. Blutmond oder auch Schlachtmond, Opfermond. Er beschrieb, dass die ausgewählten Opfertiere noch jung sein mussten und noch nie menschlichen Wesen gedient haben durften. Mit ihrem Blut wurden Gegenstände, aber auch Menschen besprengt. Das Blut wurde unter Met und Bier gemischt. Und sowohl das Blut als auch die Tiere selbst wurden für Orakel verwendet. Die Opfer-Darbringungen dienten außerdem zur Besänftigung der Gottheiten. Im Zuge der Christianisierung wurden diese Opfer wiederholend seit dem Jahre 590 verboten, jedoch wurde, laut Mühlhause, nur das Pferdeopferverbot wirklich eingehalten.
Rezept für vegane Männlein
In der Gegend in der ich aufwuchs, werden am 11. November traditionell keine Weckmänner, Martinsmänner oder Stutenkerle gegessen, sondern Martinsgänse. Entweder eine geschlachtete Gans, oder die Variante die mir schon immer lieber war: Als Gebäck. Eigentlich ein Hefegebäck, habe ich mich für mein Rezept aber mit Backpulver versucht und das klappte so erstaunlich gut, dass ich es gerne festhalten und teilen möchte. Meine veganen Weckmänner, Wodansgänse oder wie auch immer man das Gebäck nennen mag, sind zwar süß, aber keinesfalls so süß wie üblicher Plätzchen- oder Kuchenteig. Falls du es zuckriger magst, hau’ noch mehr Zucker auf die Männchen drauf oder rühre ein paar weitere Esslöffel in den Teig. Das Rezept ergibt ungefähr 15 Männchen oder zwei Bleche voll.
Zutaten für etwa 15 Männchen:
Mehl und Backpulver habe ich in einer extra Schüssel gemischt und erstmal bei Seite gestellt. In einer kleinen Schale habe ich zwei Esslöffel Sojamehl mit so viel Wasser verrührt, dass es vom Flüssigkeitsgehalt etwa einem Ei ähnelt. Ich weiß, super Angabe. Aber das ist ein Gefühlsding, du wirst merken was ich meine. Das Gemisch ist ein guter Ei-Ersatz und dient zur Bindung. In einer dritten sehr großen Schüssel habe ich dann den ganzen Rest, bis auf die Rosinen natürlich, vermischt und nach und nach das Mehl und “das Ei” untergerührt und gut geknetet. Bevor es mit dem Ausstechen losgehen kann, wird erstmal der Ofen vorgeheizt. Bei Umluft sind es 180°C.
Jetzt kommt der spaßige Teil. Der Teig lässt sich auf einer bemehlten Oberfläche und mit einer Teigrolle gut ausrollen. Mit Keksförmchen sollten sich so ungefähr 1 cm dicke Männlein, Gänse, Monde oder was auch immer du gern hast, ausstechen lassen. Aufs Blech gelegt, hab ich jedes Männlein mit Hilfe meines Zeigefingers mit etwas Pflanzenmilch eingerieben. Ja, stell es dir ruhig vor und lach mich aus! Du kannst beim Männlein-Bestreichen ja gerne einen Pinsel nehmen. 😀 Jedenfalls kommt danach noch ordentlich Zucker drüber gestreut und Rosinen an allen Stellen platziert, die dir sinnvoll erscheinen. Und dann kann das erste Blech auch schon ab in den Ofen. Bei 180°C brauchen sie ungefähr 18 Minuten.
Zum Weiterlesen:
Erstveröffentlicht wurde eine kürzere Version dieses Artikels auf pseudoerbse.de.
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