Nahaufnahme von Nase und Maul eines Ouessantschafs.
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Heimische Tiere und Artenschutz im Tierpark Sababurg

Heute zeige ich dir Fotos von Tieren die im Tierpark Sababurg leben, erzähle ein bisschen was über ein paar der (heimischen) Arten, über Artenschutz, wie wir Menschen alles Mögliche verkacken (und manche versuchen es zu kitten) und möchte allgemein über Tierparks und Zoos quatschen.

Der Tierpark Sababurg ist zwar kein Wald, aber der Park ist mit seinen weitläufigen 130 ha Fläche so groß, dass ich mich manchmal wie in einem fühle. Dazu trägt natürlich bei, dass er an den Urwald im Reinhardswald grenzt und selbst viele uralte Bäume, wie die zahlreichen Eichen der Alleen, beherbergt. Die meisten Tiergehege sind so großzügig gestaltet, dass nicht immer garantiert ist die Tiere tatsächlich sehen zu dürfen. Sie entscheiden selbst. Und besonders unter der Woche, wo nur wenige Besucher*innen unterwegs sind, sind meine Begleitung und ich oft komplett allein. Beim Besuch als die Fotos dieses Artikels entstanden, sind wir tatsächlich 10 km zu Fuß gelaufen und hatten trotzdem noch nicht jedes Gehege besucht.

Größen-Vergleich: Der Tierpark Sababurg hält ungefähr 900 Tiere auf 130 Hektar Fläche. Im Frankfurter Zoo sind es ca. 4000 Tiere auf 11 Hektar. Der älteste Zoo Deutschlands ist der Zoo Berlin mit 33 Hektar Fläche und knapp 21000 Tieren.

Trotzdem handelt es sich hier um einen Tierpark mit Tieren die nicht frei sind, wenngleich viele der dort lebenden Tiere Individuen sind, die in der freien Wildbahn wenig Chancen hätten. Etwa weil sie zur sehr an Menschen gewöhnt sind oder ihre natürlichen Lebensräume kaum mehr existieren. Neben den Wildtieren, beherbergt der Park zahlreiche alte „Nutztierrassen“.

Ich erinnere mich da gerne an meine, leider schon verstorbene, Perserkatze Mimi aus dem Tierheim. Die weggezüchtete Nase und das lange Zuckerwatten-Fell mit all den Problemen die das mit sich brachte und ihre gedrosselten Instinkte, machten sie zu einer klassischen Sofakatze. Es gibt also auch gute Gründe für ein Tierleben in Gefangenschaft.

Aber wirklich artgerecht ist nur die Freiheit.

Besonders wenn es sich um Wildtiere handelt. Deshalb engagiert sich der Tierpark Sababurg beispielsweise bei ihren Wisenten – und vielen weiteren Tieren – im Artenschutz. Letztes Jahr wurde eine Herde Wisente, mit einer Sababurg-Kuh, erfolgreich in Rumänien angesiedelt. Wisente sind vom Aussterben bedroht und es gibt nur noch sehr wenige Tiere in freier Wildbahn.

Panorama-Aufnahme der Sababurg. Zu sehen ist gesamte Burg mit ihren Türmen und der Waldlandschaft drumherum.
Das Dornröschenschloss

Die Sababurg

Benannt wurde der Tierpark nach dem Schloß, das beinahe vom ganzen Park aus zu sehen ist. Die Sababurg hat seine ganz eigenen Geschichten. So zum Beispiel die Sage um die Riesinnen Saba, Trendula und Brama (Sababurg, Trendelburg und Bramburg). Eine recht typische Riesen-Sage, die die damaligen Christ*innen da in die Welt getragen haben. Die drei Schwestern gerieten in Streit, da Trendula nicht zum Christentum konvertieren und lieber ihren heidnischen Göttern und Göttinnen treu bleiben wollte. Brama und Saba ließen sich neue eigene Burgen bauen, weil Trendulas Zorn auf ihre Schwestern zu bedrohlich wurde. Brama erblindete durch Trendula. Und Saba wurde sogar von ihr getötet. Doch Gottes Zorn ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Er schickte einen Blitz auf die Erde herab, der die Heidin traf und tötete.

Aber die Sababurg hat noch einen anderen Namen. Wie für die Heimat der Gebrüder Grimm typisch, ist die Sababurg nämlich Schauplatz eines Märchens und trägt daher den Namen Dornröschenschloss. (Die Trendelburg ist btw der Turm in dem Rapunzel gefangen war.)

Der Unterschied zwischen Wildtierpark und Zoo

Tierparks, Wildparks, Wildgehege

Tierparks oder Wildparks beherbergen meist heimische Wildtierarten und Haustierrassen, die an die hiesige Umgebung perfekt angepasst sind. Sie sind oft naturnaher gestaltet und die Tiere haben idealerweise großzügige Flächen und Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung. Hier steht neben den Tieren auch die Landschaft im Vordergrund. Die Zucht ist meist auf bestimmte Tierarten begrenzt. Im Tierpark Sababurg werden beispielsweise alte und fast verschwundene Hühner- oder Schweinearten und vom Aussterben bedrohte Wildtiere nachgezüchtet. Zudem finden in Tierparks manchmal Tiere ein Zuhause, die beispielsweise aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht mehr ausgewildert werden können oder kein Zuhause mehr haben. Exotische Tiere werden sich nur als Ausnahme finden.

Zoos, Zoologische Gärten

Zoos hingegen stellen exotische Tiere aus, die nicht immer an unsere Breitengraden angepasst sind. Oft sind die Gehege zu klein, es kann an natürlichen Beschäftigungsmöglichkeiten, wechselnden Umgebungsreizen und Auslauf fehlen. Manche exotischen Tiere sind per se nicht für eine Haltung in Zoos geeignet, dazu zählen beispielsweise Löwen oder Eisbären. Und alles geschieht unter dem Deckmantel des Artenschutzes. Dass das Quatsch ist, zeigen die Statistiken. Laut Volker Sommer, ein Anthropologe dem University College in London, seien die meisten Tiere in Gefangenschaft gar nicht bedroht. Außerdem seien in den letzten 50 Jahren im Schnitt gerade mal eine Tierart pro Jahr vorm Aussterben bewahrt worden. Das sind nach Schätzungen 0,003 der heute bedrohten Arten.

Manche Tierarten können sich unter den nicht artgerechten Bedingungen im Zoo kaum oder gar nicht vermehren. Deshalb sind Zoos immer wieder auf Wildfänge angewiesen, um ihre „Attraktionen“ nicht zu verlieren.

Mehr Zoo-Kritik findest du im YouTube-Video vom NDR: Das System Zoo

Es kommt drauf an

Was alle Tierparks und Zoos gemeinsam haben, ist das Gefangenhalten der Tiere und das wirtschaftliche Ausbeuten dieser. Auch das Thema „Populationsmanagement“ kann ein Argument gegen Zoos und Tierparks sein. Manche Tierparks machen es besser als andere, viele haben sicherlich hohe Ambitionen und investieren regelmäßig in neue, größere und naturnahe Gehege und beteiligen sich tatsächlich im Artenschutz. Andere eben nicht.

Ein ganz tolles Beispiel für Tierparks die ihr Bestes geben, ist der Alternative Bärenpark in Worbis. Hier finden Bären aus schlechter Haltung, wie ehemalige Zirkus- und Tanzbären, ein neues Zuhause. Es handelt sich also genau genommen um eine Auffangstation. Ein Konzept, das in Zukunft hoffentlich verbreiteter sein wird. Das Bildungsangebot des Bärenparks ist klasse. Im ganzen Park sind immer wieder Informationen zu Tierrechten und den unwürdigen Lebensbedingungen vieler Zootiere gestreut.

Conclusio: Es kommt drauf an was für Tiere in der Einrichtung leben, wie sie und warum sie dort leben müssen. In der Regel sind die Bedingungen in Tierparks besser als in Zoos.

Ein Kleiber sitzt auf einem Zaunpfahl und hat ein kleines Insekt im Mund.
Ein Kleiber mit seiner Insektenbeute im Schnabel

Der Kleiber (Sitta europaea)

Kleiber-Weibchen und Männchen sehen beinahe gleich aus. Die Weibchen haben jedoch nicht ganz so stark rotbraun-eingefärbte Flanken. Ich gehe deshalb einfach mal davon aus, dass auf meinem Foto ein Kleiber-Weibchen zu sehen ist. Kleiber leben bevorzugt dort wo alte Baumbestände anzutreffen sind. Sie nisten in Baumhöhlen und verkleiden die Eingänge mit Lehm, so dass nur noch sie selbst gerade so durchpassen. Das kann schon mal bedeuten, dass so ein kleiner Kleiber-Schnabel 1,5 kg Lehm transportieren muss. Aber nicht nur die Außenfassade wird saniert. Der Innenausbau ist genauso wichtig. Laut NABU wurden schon mehr als 7000 Polsterteile, wie Laub, dünne Rinden und Knospenschuppen in einer einzigen Kleiberhöhle gezählt.

Der Dybowskihirsch (Cervus nippon hortulorum)

Ich nahm bei diesem Besuch das erste Mal mein neues Telezoom-Objektiv mit. Die Hirsche waren die ersten die ich vor die Linse bekam. So dicht kam ich bisher nie an sie heran. Das war ein sehr schönes Erlebnis!

„Die traditionelle chinesische Medizin ist ein bedeutender Grund für die steigende Nachfrage an vom Aussterben bedrohten Tieren.“

Zitat aus „Wie die traditionelle chinesische Medizin Tierarten gefährdet“ von nationalgeographic.de (besucht am 10.05.2022)

Der Dybowskihirsch ist eine Unterart des Sika-Hirschs und kommt ursprünglich aus Ost-Sibirien. Die widerstandsfähigen Tiere wurden durch die Normannen und Römer in Europa verbreitet. In Europa lässt sich oft nicht mehr feststellen, um was für eine Sika-Art es sich handelt, da sich die verschiedenen Unterarten miteinander vermischt haben. Jedoch ist der Dybowskihirsch von allen die Unterart, die mit weniger als 2000 wildlebenden Tieren am Stärksten vorhanden ist.
Im eigentlichen Verbreitungsgebiets der Sika-Hirsche, das sich über China, Korea, Japan, Taiwan, Vietnam und Südost-Sibirien erstreckte, sind sie beinahe ausgestorben. Mittlerweile findet man sie hauptsächlich in Wildgehegen und Zoos und freilebend in Japan, sowie in wenigen Gebieten Chinas und Russlands. In Deutschland gibt es ein paar wilde Sika-Hirsch-Populationen, zum Beispiel im Weserbergland oder im Sauerland.

In China und Neuseeland werden die Sika-Hirsche auf großen Zuchtfarmen zur Fleischgewinnung gehalten. Den männlichen Tieren werden die Geweihe im Samtstadium abgeschnitten, was blutig und sehr schmerzhaft für sie ist. Die Geweihe werden dann pulverisiert und in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt.

Das Alpaka (Vicugna pacos)

Yurak ist eines der zwei Alpakas im Tierpark Sababurg. Beide sind erst seit diesem Jahr dort und leben zusammen mit den Walliser Ziegen, den Eseln und den Walachenschafen auf einer großen Weide.

Im Gegensatz zu beispielsweise Schafen, legen Alpakas eigene Kotplätze an die sie für ihr Geschäft aufsuchen. Deshalb ist es in der Gemeinschaftshaltung besonders wichtig, dass genügend Fläche und Futterplätze zur Verfügung stehen.

Alpakas stammen aus den südamerikanischen Anden und sind karge Landschaften, heiße Tage und frostige Nächte gewöhnt. An das gemäßigte Klima in Europa konnten sie sich daher gut anpassen und werden als Haustiere immer beliebter. Die meisten Alpakas, nämlich 80%, leben allerdings in Peru, wo sie wegen ihrer Wolle und ihres Fleisches gehalten werden.

Aufgrund ihres ruhigen und freundlichen Charakters werden Alpakas zunehmend in der tiergestützten Therapie eingesetzt.

Das Hängebauchschwein (Sus scrofa f. domestica)

Im Tierpark Sababurg haben die vier Hängebauchschweine-Damen eine eigene Wiese auf der sie sich zurückziehen können. Durch einen Teil der Wiese, führt ein abgesteckter Weg hindurch. Hier können sich die Schweine entscheiden Kontakt zu Menschen zu suchen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass die Hängebauchschweine mit Vorliebe mitten auf dem Weg liegen und sich stundenlang von Menschenhänden hinter den Ohren kraulen lassen.

Hängebauchschweine kommen nicht in freier Wildbahn vor und stammen ursprünglich aus Vietnam, wo sie wegen ihres Fleisches gehalten werden. Aus welcher Schweineart sich das Hängebauchschwein entwickelt hat, ist umstritten. Manchen Quellen reden vom südostasiatischen Bindenschwein, andere nennen das eurasische Wildschwein als Abstammung.

Beim letzten Besuch habe ich mitbekommen wie ein Kind seine Mutter fragte: „Wieso haben die keine Augen?“, die Hautfalten hängen bei manchen Hängebauchschweinen über den Augen, sodass man meinen könnte, sie hätten gar keine. Das stimmt natürlich nicht. Aber tatsächlich ist das Augenlicht der Schweine so schlecht, dass sie sich sowieso lieber auf ihren hervorragenden Geruchssinn verlassen.

Ein Exmoorpony-Fohlen liegt im Gras und sonnt sich.

Das Exmoor-Pony (Equus ferus f. caballus)

Dieses kleine Exmoor-Fohlen hat den sonnigen Tag im Mai ganz schön genossen. Ich konnte es über einen Hochsitz auf seiner Weide beobachten.

Im Tierpark Sababurg werden schon seit 1974 Exmoor-Ponys gehalten. Die „Keltenponys“ sind die letzten europäischen Wildpferde (die Dülmener Wildpferde sind zwar ebenfalls noch sehr ursprünglich, leben aber in einem Gatter) und stark vom Aussterben bedroht. Zwischenzeitlich gab es nur noch 50 Stück! Mittlerweile hat sich die Population ein wenig verbessert und heute sind es insgesamt ungefähr 4000 weltweit. Aus diesem Grund ist der Tierpark Sababurg heute Sitz der „Deutschen Exmoor-Pony-Gesellschaft“ und setzt sich für den Erhalt der Wildpferde ein.

Wildschweinmutter liegt mit einem ihrer Frischlinge zusammen.
Ich wünschte jede Tiermutter dürfte so mit ihren Kindern zusammenliegen.
Ein Wildschwein-Frischling liegt mit geschlossenen Augen im Stroh und ruht sich aus.
Zwei Frischlinge stehen im Stroh.

Das Wildschwein (Sus scrofa)

Wildschweine gibt es beinahe überall auf der Welt. Das eurasische Wildschwein hat von allen Schweinearten das größte Verbreitungsgebiet.

Im Tierpark Sababurg hat die Rotte ein Gehege außerhalb der ursprünglichen Mauern des Tierparks. Das Gebiet, ein Eichen-Buchen-Mischwald, schließt sich nahtlos an den Reinhardswald an.

Gut zu wissen: In der Studie „High Hunting Pressure Selects for Earlier Birth Date: Wild Boar as a Case Study“ aus 2011 fanden die Forschenden heraus, dass der hohe Jagddruck um die Population zu minimieren, zum gegenteiligen Ergebnis führt. Denn die Jagd führt, laut Forschungsergebnis, zu einer beschleunigten Reproduktion und zu einem früheren Beginn der Vermehrungsphase.

Die anpassungsfähigen Wildschweine zählen zu den Gewinnern unserer Kulturlandschaft. Die milden Winter bei uns und das Futter im Überfluss – man denke nur mal an die vielen Maisfelder – haben die Wildschweinpopulation über die Jahrzehnte vervielfacht.

In der freien Wildbahn könnten wir wahrscheinlich niemals so nah an die niedlichen Frischlinge ran. Denn die Wildschweinmutter verteidigt ihren Nachwuchs vehement. Das kann ganz schön gefährlich werden. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Auch die Wildschweine im Wildpark sind nicht ungefährlich. Sie sind nur mehr an den Menschen gewöhnt, sodass ich die Frischlinge mit genügend Abstand – und einem Zaun dazwischen – fotografieren konnte.

Eine graubraune Höckergans die im Wasser mit ihren Flügeln schlägt, sodass Wasser in Tropfen nach oben schnellt.

Die Graubraune Höckergans (Anser cygnoides f. domestica)

Die Höckergänse leben auf einem der großen Teichanlagen im Tierpark Sababurg. Dort sind sie mit Störchen, anderen Wasservögeln und mit Ouessantschafen vergesellschaftet. Die Nase des Ouessantschafs ist übrigens das Titelbild dieses Blogartikels.

Höckergänse sind eine Züchtung der wilden Schwanengans aus Nordostasien, vorrangig China, Japan und Russland. Die frühen Formen der Höckergans wurden im 18. Jahrhundert durch Reisende nach Europa und Amerika gebracht. Sie sind also keine Wildgänse, dennoch ihren wilden Ahnen in ihrem leicht erregbarem und temperamentvollem Gemüt ähnlich.

Ein Przewalski-Pferd schaut in Richtung der Kamera. Hinter ihm steht die volle Heuraufe.

Das Przewalski-Pferd (Equus ferus przewaksii)

Das Przewalski-Pferd ist in der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN als stark gefährdet aufgenommen. Bis zum Jahr 1996 galt es als in der Wildnis ausgestorben. Durch erfolgreiche Wiederansiedlungen in der Mongolei und in Teilen Chinas, gibt es mittlerweile wieder ungefähr 200 ausgewachsene Pferde in Freiheit. Weitere Wiederansiedlungsorte sind in Kasachstan und Russland geplant. Außerdem gelang es 21 Pferde im Jahr 1998 in der Umgebung von Tschernobyl auszuwildern. In 2014 wurden zudem etwa 2000 Pferde in Gefangenschaft gezählt.

Gut zu wissen: Die ältesten Hinweise auf ein Wildpferd vom Typ Przewalski sind über 20.000 Jahre alt und wurden in Form von Höhlenmalereien, verzierten Werkzeugen und Felsgravuren in Höhlen in Italien, Südfrankreich und Nordspanien gefunden.

Als im 19. Jahrhundert die ersten Przewalski-Pferde in Europa bekannt wurden, waren sie schnell sehr begehrt und für den Handel interessant. Die scheuen Tiere waren nur schwer zu fangen, weshalb Wilderer es hauptsächlich auf Fohlen abgesehen hatten. Um diese zu erwischen wurden die Mütter erschossen. Manchmal wurden auch die Leithengste auf diese Weise getötet, da sie ihre Herde vehement verteidigten und nicht vor einem Angriff zurück schreckten. Da die gefangenen Fohlen noch von Muttermilch abhängig waren, gab man sie zu Hauspferd-Stuten, deren eigenes Fohlen man zuvor tötete. Trotzdem starben die ersten Fohlen alle kurz nachdem sie gefangen wurden.

Durch diese Grausamkeit gelangten 54 Pferde nach Europa. Davon pflanzten sich allerdings nur 13 fort. Sie sind heute die Vorfahren aller in Gefangenschaft lebender Przewalski-Pferde. 32 der gefangen genommenen Tiere wurden übrigens durch den Tiersammler und späteren Zoodirektor und Völkerschauausrichter (*würg*) Carl Hagenbeck nach Europa gebracht.

Doch nicht nur Jagd und Wilderei waren Gründe für das Aussterben der wildlebenden Przewalski-Pferde

Wo Rabenkrähen, Wanderratten und Eichhörnchen Kulturfolger sind und von der Nähe zu uns Menschen profitieren, ist das Przewalski-Pferd ein Kulturflüchter. Durch Bejagung und zunehmender Nahrungskonkurrenz durch Haus- bzw. Nutztiere, wurden die Pferde immer weiter in die kargen Landstriche mit weniger Futter und Wasser zurück gedrängt. Und selbst dort kamen irgendwann die Menschen hin, um ihre Herden zu weiden. Die Wüste Gobi wurde so zur Sommerresidenz der Pferde. Und von Jahr zu Jahr wurden es weniger und weniger.

Im Tierpark Sababurg leben derzeit drei Stuten mit ihren Töchtern auf einer ehemaligen Hutefläche.

Die Thüringer Waldziege (Capra aegagrus f. hircus)

Gut zu wissen: Vielleicht fragst du dich auch manchmal: „Ist das jetzt eine Ziege oder ein Schaf?!“, wenn du z.B. ein Schaf mit Hörnern oder eine Ziege mit dicker Wolle siehst.
Ein ganz einfacher Unterschied ist das Schwänzchen. Bei Ziegen steht es nach oben. Bei Schafen hängt es nach unten.

Der Bestand der Thüringer Waldziege wird als stark gefährdet eingestuft. In Deutschland sind etwa 220 männliche und 2000 weibliche Ziegen registriert.
Diese Ziegenart entstand 1897 aus einer Kreuzung von Toggenburger Ziegen (die haben auch diese weiße Gesichtsmaske) und Thüringer Landschlägen und wurde hauptsächlich für Milch aber auch für Fleisch gezüchtet. Es handelt sich also um eine sogenannte Nutztierrasse und nicht um ein Wildtier.

Im Tierpark Sababurg leben die Thüringer Waldziegen in mehreren Gruppen zusammen. Es sind ein paar der wenigen Tiere, die mit dem im Info-Center erhältlichen Futter, gefüttert werden dürfen. Sie können ganz schön fordernd sein und sind natürlich schon darauf eingespielt, dass Menschen ihnen etwas mitbringen.

Mehrere Skudden-Lämmer laufen über eine Wiese. Es sind Lämmer mit weißen, braunen und schwarzen Fell.
Zwei weiße Skudden-Lämmer liegen nebeneinander auf der Weide und entspannen.

Die Skudde (Ovis ammon f. aries)

Wo wir gerade bei den Ziegen waren, kann es doch gleich mit Schafen weitergehen! Sind diese Skudden-Lämmer nicht niedlich? Die Weide der Skudden ist im Tierpark Sababurg ein bisschen abgeschieden vom regen Treiben im Eingangsbereich. Daher hatten meine Begleitung und ich die Möglichkeit Ewigkeiten alleine auf einer Bank direkt vor der Weide zu sitzen und die Schaf-Familien zu beobachten.

Richtig schön sieht das stark gewundene schneckenförmige Gehörn der männlichen Skudden aus. Leider hat mein Kamera-Objektiv nicht gereicht um einen der Böcke zu fotografieren. Die lagen nämlich alle ganz weit weg mit allen vieren davon gestreckt in der Sonne.

Die Skudden stammen ursprünglich aus Ostpreußen und dem Baltikum und sind in ihrem Bestand gefährdet. In ihrer eigentlichen Heimat sind sie sogar ausgestorben. Aufgrund ihrer Herkunft tragen sie den Beinamen „Heidschnucke der Masuren“. Und ich Schaf-Unwissende habe tatsächlich erst gedacht es wären Heidschnucken. Ich hab innerhalb der Recherche hierfür viel Neues gelernt.

Ein Star sitzt auf einem Holzpfahl und ist mit dem Körper zur linken Bildseite gedreht. Umrahmt wird das Motiv von Ästen mit grünen Blättern.

Der Star (Sturnus vulgaris)

Wusstest du, dass Stare ab dem 16. bis zum 18. Jahrhundert in den Niederlanden und Norddeutschland gefangen und gegessen wurden? Man fing die Vögel mit Töpfen oder Flaschen aus Ton ein, indem man ihnen diese als Nistkasten anbot.

Das typische metallisch-glänzende Gefieder mit den weißen Punkten macht den Star unverkennbar. Wenn er im Spätsommer seine Mauser beginnt, kommen nach und nach die weißen Punkte zum Vorschein und bleiben in dieser Vielzahl bis ins Frühjahr hinein. Zur Brutzeit ist er dann ohne Punkte, behält aber natürlich seinen schimmernden Glanz, der zwischen grün, blau und violett changiert. Durch Hormoneinfluss verfärbt sich sein Schnabel zur Brutzeit leuchtend gelb. Im Winter ist er hingegen schwarz.

Mittlerweile gibt es, laut NABU, zwei Millionen Star-Paare weniger in Deutschland als noch vor zwanzig Jahren. Auf der Roten Liste für Brutvögel wird er deshalb als gefährdet eingestuft.

Der Europäische Damhirsch (Dama dama)

Es ist auf den Fotos noch nicht zu sehen, aber später haben die vier jungen Damhirsche mächtige Schaufelgeweihe. Und somit ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zu den Rothirschen, für Laien wie mich.

Hirsche gibt es im Tierpark Sababurg so einige! In einer der Anlagen dürfen die Damhirsche von Besucher*innen mit Tierparkfutter gefüttert werden. Die Gehege sind immer entsprechend gekennzeichnet, wenn dies erlaubt ist.

Weiße Hirsche

Auf einer anderen Wiese leben weiße Rot- und Damhirsche zusammen. Das linke Foto in Schwarz-weiß ist leider nur ein altes Handyfoto aus 2018, aber das Schaufelgeweih des Damhirschs ist zu erkennen. Damhirsche sind etwas kleiner als Rothirsche. Ich vermute, lege meine Hand aber nicht dafür ins Feuer, dass die weißen Hirsche im rechten Foto Rothirsche sind.

Ursprünglich stammen Damhirsche aus Vorder- und Kleinasien. In Deutschland eingeführt wurden Damhirsche ganz offiziell im Jahr 1577. Der dänische König Friedrich II. überließ dem kurhessischen Landgrafen Ludwig IV. dreißig Damhirsche. Diese wurden tatsächlich im „Vorgänger“ des heutigen Tierparks Sababurg gehalten. Überall dort wo Rothirsche für die Jagd der deutschen Landesherren knapp wurden, wurde nun versucht Damwild als „Ersatzwildart“ einzuführen.

Ein rotblondes Wollschwein liegt in einer Kuhle. Zu sehen ist sein seitlicher Kopf mit seinen Hauern.

Das Wollschwein (Sus srofa f. domestica)

Die Mangalitzas sind schon ganz besondere Schweine. Sie sind nicht nur unheimlich groß und, wie der Name verrät, sehr wollig, sondern auch überaus robust. Durch ihre zahlreichen dicken und langen Borsten sind sie vor Sonnenbrand und Kälte optimal geschützt.

Im Tierpark Sababurg leben die Wollschweine in einer Gruppe auf einer großen Weide mit Platz zum Suhlen und einem Häuschen zum Schlafen. Die Schweine sind, wie die Skudden, etwas außerhalb des hauptsächlichen Tierparktreibens. So ist genug Zeit und Ruhe gegeben die Schweine ganz lang ungestört zu beobachten. Meine Begleitung und ich konnten einige der Schweine sogar schon streicheln. Und einmal habe ich eine Portion Schlamm mitten ins Gesicht bekommen, als eins der Wollschweine sich vor mir an der Hütte schubberte.

Schweine ohne Nutzen?!

Ursprünglich stammen die Wollschweine aus Ungarn, wo sie heute wieder wegen ihres Fleisches gezüchtet werden. Zwischendurch, in 1993, gab es aber nur noch 200 dieser besonderen Tiere. Die fettärmeren, englischen Schweine hatten den ungarischen Markt dominiert. Diese waren leichter zu halten als die Wollschweine. Massentierhaltung bzw. industrielle Intensivhaltung führte bei den Wollschweinen zu geringerer Fruchtbarkeit. Es erschreckt mich immer wieder, wie der „Nutzen“ eines Tieres seine Daseinsberechtigung definiert.

Mittlerweile gibt es wieder ungefähr 60.000 Wollschweine auf der Welt. Viele enden in der Fleischgewinnung als teure „Spezialität“. Einige leben als eine Art Genpoolreserve in Herden, zum Beispiel bei Züchter*innen oder in Tierparks. Manche werden zur Bestellung von Äckern und zur Urbarmachung von Böden genutzt. Letzteres kann oft einen Bagger ersetzen. Die Böden werden durch die Schweine viel schonender umgegraben.

Das Deutsche Lachshuhn (Gallus gallus f. domestica)

Ich könnte den ganzen Tag Hühner fotografieren. Hühner sind so hübsche und fotogene Tiere und ich verbinde so viel Kindheitserinnerungen mit ihnen. Wie unverschämt schön ist dieser Hahn! 😀

Hervorgegangen ist das Deutsche Lachshuhn aus dem französischen Faverolleshuhn. So entstand eine robuste Art, die nicht nur wegen des Fleisches, sondern auch wegen der Eier gezüchtet wurde. Das nennt sich „Zweinutzungshuhn“. In der Massentierhaltung gibt es verschiedene Hühnerarten, die einen nur für Fleisch, die anderen nur als Legehennen. Das macht so ein „Zweinutzungshuhn“ für die Intensivtierhaltung uninteressant. Viele alte Hühnerrassen sind daher vom Aussterben bedroht oder – wie im Falle des Deutschen Lachshuhns – in der sogenannten Vorwarnliste.

Der Westkaukasische Steinbock (Capra caucasica)

Mittlerweile gibt es nur noch knapp 10.000 Westkaukasische Steinböcke weltweit, davon etwa 2500 wildlebend. Ihr Bestand ist als stark gefährdet eingestuft. Gründe für den andauernden Abfall der Population sind Wilderei, Lebensraumverlust durch Beweidung und strengere Winter. Obwohl die Jagd von Steinböcken mittlerweile in Georgien und in Teilen Russlands verboten ist, findet sie leider immer noch – illegal und in Russland auch mit Lizenz – statt. Wenn keine strengeren Erhaltungsmaßnahmen erfolgen, wird der Westkaukasische Steinbock irgendwann für immer ausgestorben sein.

Im Tierpark Sababurg leben die Steinböcke auf einem 9000m² großen Gelände direkt am Burgberg. Ich hab sie bei meinem letzten Foto-Ausflug in den Park zum allerersten Mal erspähen können. Das Fell der Tiere ist so gut an die Umgebung angepasst, dass sie beinahe unsichtbar werden, wenn sie reglos am Hang zwischen Felsen und Bäumen stehen.

Der Tierpark ist am Zuchtprogramm ESB (European StudBook) beteiligt und versucht mit 12 weiteren europäischen Einrichtungen und insgesamt 135 Westkaukasischen Steinböcken den Erhalt der Tierart zu sichern.

Ein Waschbär auf einer Wiese.

Der Waschbär (Procyon lotor)

Wusstest du, dass Waschbären ein sehr gutes Gehör haben? Sie können Regenwürmer unter der Erde hören und diese dann mit ihren geschickten Händen ausbuddeln. Diese Hände öffnen übrigens auch Türen und Riegel!

Liebevoll „Trash Panda“ genannt, durchstreift der – eigentlich aus Nordamerika stammende – kleine Bär schon seit 1934 Deutschland, seine Wälder und Mülltonnen. Im besagten Jahr wurden zwei Waschbär-Paare am nordhessischen Edersee ausgesetzt, was meine Heimatstadt Kassel in kurzer Zeit zu Europas Waschbärenhauptstadt werden ließ. Als erfolgreicher Kulturfolger ist er einer der wenigen nicht gefährdeten Tiere im Tierpark. Ganz im Gegenteil. In 2016 wurde der Waschbär in die „Liste der unerwünschten Spezies“ für die Europäische Union aufgenommen.

Ganz viel Bärchenliebe!

Ich fühle mich mit diesen Bärchen ganz besonders verbunden. Seit jeher sehe ich sie in den Kasseler Parks und Hinterhöfen den Müll nach Essbarem durchwühlen, ich entdecke sie gut versteckt und schlafend in den Bäumen und manchmal haben sich schon nachts unsere Wege gekreuzt, wenn ich von einer Party nach Hause ging. Der Waschbär ist außerdem das Logo meines Vegan Beauty Blog.

Seit 2017 bin ich deshalb Waschbär-Patin im Tierpark Sababurg. Zuerst für Waschbärin Frida, die in 2021 leider verstarb. Daraufhin übernahm ich die Patenschaft für die junge Waschbärin Bonnie, die nach Fridas Tod zur Sababurg kam.

Der Weißstorch (Ciconia ciconia)

Der Storch ist einer der typischen Symbol-Tiere der Frau Holle. Seine Farben – Rot, Weiß und Schwarz – sind auch ihre. Er ist es der im Volksglaube die Kinderseelen aus dem Frau-Holle-Teich holt und sie zu ihren Eltern bringt. Der volkstümliche Name für ihn ist Adebar. Adebar kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Segenbringer.

Im Tierpark Sababurg sind momentan zwei Störche zuhause. Sie heißen Adebar und Adele und sie leben auf dem gleichen Gelände wie einige Wasservögel und die Ouessantschafe. Passenderweise konnte ich einen vor dem Vogelhäuschen auf dem Teich fotografieren. Es erinnerte mich direkt ein bisschen an das Haus der Baba Yaga.

Der Tierpark hat, in der Hoffnung, dass sich wilde Störche ansiedeln, fünf Nisthilfen für Störche errichtet.

Ich hoffe der Ausflug in die (heimische) Tierwelt hat dir gefallen und du konntest trotz aller Tragik etwas für dich mitnehmen. Mir hat das Beschäftigen mit jeder einzelnen Tierart nur nochmal deutlicher gemacht, wie sehr wir Menschen in die Natur eingreifen und wie viel wir bereits kaputt gemacht haben.


Quellen-Verweise & Links zum Weiterlesen:

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