Frau Holle Figur aus Holz umgeben von hochgewachsenen Gräsern, Kräutern und Bäumen am Frau-Holle-Teich. Die Figur schaut zur Seite in Richtung Teich.
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Komm mit: Frau-Holle-Teich, Kalbe, Eisquelle & Labyrinth

Ich möchte dich mitnehmen. Und zwar zu den zahlreichen Sagen-Orte der Muttergöttin Holle, zu ihren Kultplätzen und in die Gebiete in denen sie, zum Teil noch heute, verehrt wird. In diesem Beitrag besuche ich mit dir den Frau-Holle-Teich am Hausberg der Holle, nämlich den Meißner. Wir gehen einen Rundweg hoch zum Kalbesee und genießen die Aussicht von der Kalbe hinab ins Tal. Von dort aus geht es zur Eisquelle. Dann ins Holle-Labyrinth, das ein aktiver Ort der Holle-Verehrung ist und wo Menschen regelmäßig Feste begehen, Opfergaben ablegen und meditieren.

Vorab gebe ich dir allgemeine Informationen zur Strecke und zur Barrierefreiheit. Während der Route beschreibe ich dir die verschiedenen Ort und gehe auf deren Geschichte und Mythen ein.

Los geht’s!

Allgemeine Hinweise für deinen Besuch der Holle-Orte

Wenn du die Orte besuchst, ist es selbstverständlich sich dort an die geltenden Regeln zu halten. Vieles liegt in Naturschutzgebieten, einige sind Naturdenkmäler. Berücksichtige daher unbedingt die lokalen Hinweise zum Schutz der Natur.
Wenn du der Holle etwas mitbringen möchtest, achte darauf, dass es aus natürlichen Materialien ist und keinen Schaden anrichten kann. Vergiss nicht, dass manche der Plätze uralte Kultorte sind und diese teilweise noch heute aktiv genutzt werden. Verhalte dich deshalb stets respektvoll.
Respekt und Rücksichtnahme hat natürlich auch die lokale Bevölkerung verdient, die nicht durch falsch geparkte Autos oder durch Lärm und Müll gestört werden möchte. Besonders gilt das für Ziele, die mitten in einem Dorf gelegen sind, wie die Hollsteine in Hollstein oder die einzelnen Ziele in Abterode.

Nicht überall ist es möglich eine Rast auf Sitzbänken oder gar an Tischen zu machen. An bekannten Plätzen, wie dem Frau-Holle-Teich oder am Todstein in Abterode, sind Sitzgelegenheiten vorhanden. Wenn ich mich an Sitzbänke erinnere, habe ich diese in den einzelnen Spaziergängen erwähnt. Öffentliche Toiletten gibt es in der Regel nicht.

Überblick der Route

Die Route beginnt am Parkplatz des Frau Holle-Teichs und ist ein Rundweg der auch dort wieder endet. Die Strecke ist 4 km lang und hat mehrere Anstiege. Zwei Varianten sind üblich: Einmal der entspanntere Kalbepfad nach oben oder der Eulenstieg, der zwar kürzer ist, aber dafür um einiges anstrengender und steiler. Die Wege sind ausgeschildert, sodass ein Verlaufen kaum möglich ist.

Screenshot aus Google Maps mit der eingezeichneten Route.

Die genaue Route (und auch die der anderen Spaziergänge zu Holle-Orten) habe ich auf einer Google Map gespeichert und geteilt. Du findest diese Route auf der Karte links im Menü unter der Bezeichung „Kalbe Spaziergang“. > Frau Holle auf Google Maps

Barrierefreiheit

Ich versuche die Orte so gut es geht zu beschreiben, damit du die Möglichkeit hast, für dich selbst einzuschätzen, ob du die Orte besuchen kannst/möchtest oder nicht. Falls du Fragen dazu hast, die an dieser Stelle keine Antwort finden, melde dich gerne bei mir und ich versuche dir diesbezüglich zu helfen.

Der Teich der Frau Holle und das Holle-Labyrinth können direkt mit dem Auto angesteuert werden. Eine Bushaltestelle (Haltestelle Hoher Meißner Frau-Holle-Teich) ist ebenfalls vorhanden. Beide Orte sind bereits von den Parkplätzen aus zu sehen und ohne Spaziergang zu erreichen. Vor dem Teich sind ein paar Sitzbänke mit Tischen, die zum Verweilen einladen. Auch vor dem Labyrinth gibt es Sitzmöglichkeiten in Form von im Kreis gestellten Baumstümpfen und einem kleinen Tischchen.
Um näher heran zu kommen, muss sowohl beim Teich als auch beim Labyrinth eine gerade Wiesenfläche betreten werden. Der Weg ist zwar nicht weit, aber auch nicht befestigt.

Für Rollstuhlfahrer*innen ist die komplette Route leider nicht geeignet, da die Wege nicht befestigt sind. Der Eulenstieg ist zudem sehr steil. Der Kalbepfad ist zwar weitaus besser zu laufen und an keiner Stelle steil (auch wenn es natürlich langsam nach oben geht), befestigt ist der Weg voller Steinchen und Löcher aber nicht. Der Weg zur Eisquelle erfordert etwas mehr Trittsicherheit.

Toiletten sind nicht vorhanden.

Die Frau-Holle-Figur aus Holz am Frau-Holle-Teich. Umrandet von Gräsern, Kräutern und Bäumen. Ihr Blick ist von uns aus nach rechts gewendet.
Frau Holle Figur am Frau-Holle-Teich

Frau-Holle-Teich

Der Spaziergang startet direkt am Frau-Holle-Teich in 620 Metern Höhe. Es gibt davor einen großen Parkplatz und die Straße die dort lang führt ist einseitig gesperrt, weshalb der Verkehr sich normalerweise in Grenzen hält. Für mich ist es der perfekte Ausgangspunkt, um mit einer Holle-Tour zu starten.

Der Teich wird von der Quelle des Godesborn, die sich im Teich befindet, und vom Hollenbach gespeist. Wohl liegt seine Temperatur selbst im Hochsommer bei gerade mal höchstens 9 Grad Celsius. Eine sehr kalte Angelegenheit, wo sich doch einige Sagen darum ranken, dass ein Bad im Holle-Teich fruchtbar mache. Egal ob im Sommer, wenn die Rohrkolben die große Holle-Statue ein ganzes Stück verdecken oder im Winter bei Schnee: Der Teich ist ein ganz besonderer Ort und er lädt zum Verweilen ein.

Die 3,15 Meter hohe Statue der Frau Holle, die ein bisschen so aussieht, als würde sie über den Teich durch das Schilf streifen, ist eine Holle-Interpretation des Künstlers Viktor Donhauser. Sie besteht aus Ulmenholz und wurde 2004 am Waldrand südlich vom Teich aufgestellt.

Einer Sage nach, soll ein Bergmann die Tiefe des Teichs mit einem Senkblei gemessen haben. Nach 65 Lachtern, das sind 104 bis 156 Meter, soll das Senkblei immer noch nicht den Grund erreicht haben. In Wirklichkeit soll der Teich jedoch höchstens 2,60 Meter tief sein. Andere Quellen sprechen von 9 Metern Tiefe.

Frau Holle ist die Hüterin der Verstorbenen und ungeborenen Kinderseelen. Aus ihrem Teich sollen sie kommen, um neu geboren zu werden (daher die Sage mit dem Bad für Fruchtbarkeit) und dahin bringt Holle während der Wilden Jagd in den Rauhnächten die Seelen zurück, wenn sie verstorben sind. Hier wird Holles Dualität deutlich. Der Teich als Portal in ihr Reich, das gleichzeitig in der Tiefe und im Himmel liegt.

“Frau Holle hat da droben einen Kindleinsbrunnen; sie bringt die Kinder den Frauen in das Haus; nimmt aber auch welche mit.”

(Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853)

Noch in den 1930er Jahren soll es Brauch gewesen sein, dass Mädchen aus der Umgebung in den Teich schauten und ihr Spiegelbild sahen. Dabei riefen sie: “Das sind die Kinder der Frau Holle.” (Karl Kollmann, Frau Holle und das Meißnerland, 2005, S. 41)
Im Schilf sollen sich hin und wieder die Haarspitzen der ungeborenen Seelen gezeigt haben.

Interessant ist das Alter des Teichs. Münzfunde lassen darauf schließen, dass er bereits vor 2000 Jahren eine Kultstätte war.

Gut. Aber wir wollen langsam mal weiter und gehen deshalb rechts am Teich entlang bis zum Weg der zu einer Kreuzung führt. Hier ist eine große Eulen-Skulptur aufgestellt. Die Eule ist ein typisches Symbol der Holle. Jetzt entscheidet sich der weitere Verlauf der Reise. Links entlang führt ein steiler Weg am Hollenbach nach oben. Es ist der Eulenstieg und gespickt mit einigen Informationstafeln zu den verschiedenen Eulenarten in der Gegend. Der Weg ist anstrengend. Der längere und dafür gnädigere Kalbepfad führt rechts entlang. Auf der Karte von Google Maps folgen wir also entweder den Zahlen 3, 4 und 5 für den Eulenstieg oder gehen den Schlenker von 3 direkt zu 5, wenn es nicht ganz so kniebelastend werden soll.

Eine Skulptur aus Holz die eine Eule darstellt. Sie sitzt auf einem Baum und schaut gelassen auf den Weg herab.
Die Eulen-Skulptur an der Wegkreuzung zwischen Kalbepfad und Eulenstieg.

Der Kalbesee

Auf dem Weg nach oben kommen wir am Kalbesee vorbei. Die Aussicht auf den etwa 20.000 m² großen und 30 Meter tiefen See ist wunderschön. Zeit für eine Rast und für das Beobachten von Greifvögeln, die sich vom Wind über das Wasser bis zu ihren Nestern an den Basaltwänden tragen lassen.
Der Kalbesee ist kein natürlicher See und durch den Abbau von Braunkohle entstanden, die an dieser Stelle von 1954 bis 1974 abgetragen wurde. Heute ist er ein wertvoller und zu schützender Lebensraum.
Vielleicht fällt dir auf diesem Weg ein ungewöhnlicher Geruch auf. Der kommt von der sogenannten Stinksteinwand. Die unterirdisch brennenden Kohlen lassen die Gegend nach Schwefel riechen.

Der Blick hinab auf den Kalbesee. Im Vordergrund sind herbstlich eingefärbte Bäume, in der Mitte der langgezogen-aussehende See und im Hintergrund die mit Bäumen umrankte Basaltwand.
Der Kalbesee auf dem Weg hoch zur Kalbe

Die Kalbe

Oben angekommen werden wir von einer Aussicht begrüßt, die uns weit über das Land bis hin zum Harz blicken lässt. Die großen Basaltblöcke, die prima Sitzmöglichkeiten darstellen, laden zum Verweilen und Träumen ein. Spätestens jetzt ist der anstrengende Eulenstieg vergessen. Wir befinden uns 720 Meter über NN. Die Luft ist frisch, um uns herum Basaltsteine und vom Wind verformte Bäume und Sträucher.

Oben auf der Kalbe angekommen, begrüßt uns das Schild mit der Aufschrift: Kalbe 720 müNN. Das Holzschild ist an einem Baumstumpf angebracht.
Oben auf der Kalbe angekommen, begrüßt uns das Schild mit der Aufschrift: Kalbe 720 müNN.

Woher die Kalbe ihren Namen hat, wurde ganz unterschiedlich begründet. Einer Sage nach soll Frau Holle ihre Kälber auf der Wiese weiden lassen, die vor dem Tagebau zu sehen war. Diese Kälber waren aber nicht irgendwelche Kälber. Frau Holle soll trunksüchtige Männer bestraft haben, indem sie sie in diese verwandelte.

Heide Göttner-Abendroth schreibt in “Matriarchale Landschaftsmythologie”, dass der Name Kalbe auf das indoeuropäische Wort guelph/guolph zurück gehe, welches soviel wie Gebärmutter oder Tierjunges bedeutet. Das wäre aufgrund der Lage des Holle-Teiches sehr passend, da dieser als Schoß der Holle gilt aus dem die Seelen erneut geboren werden.

Eine andere Erklärung stammt aus der Geologie. Ein Berg oder Gletscher “kalbt”, wenn große Brocken vom Plateau abbrechen und diese sich an den Abhängen türmen.

Nun müssen wir wieder ein Stückchen zurück gehen, um den nächsten Zielort zu erreichen.

Aussicht nach unten ins Tal auf die umliegenden Dörfer.
Aussicht nach unten ins Tal
Auf diesem Foto bin ich zu sehen. Ich habe rote lange Haare, ein nicht minder gerötetes Gesicht und schwarze Kleidung an. Ich grinse. Im Hintergrund ist der Ausblick aufs Tal zu sehen.
Hallo, hier bin ich. Erschöpft, aber ganz glücklich! 😀

Eisquelle

Die schmalen Wege um die Eisquelle drum herum, werden im Herbst gerne von Pilzsammelnden genutzt. Ich bin mir nicht sicher, ob das Sammeln von Pilzen in der Gegend erlaubt ist. Falls du dich mit Pilzen auskennst und dich vorab über etwaige Regelungen informiert hast, ist jetzt deine Chance auf dem Weg ein paar Pilze für das Abendessen zu ernten.

Im Sommer ist die Eisquelle eine willkommene Abkühlung, denn sie trägt ihren Namen nicht ohne Grund.

Der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land erklärt auf ihrer Infotafel dazu:

“Das von der Eisquelle ausgeschüttete Wasser entstammt einem relativ kleinen Einzugsgebiet innerhalb des direkt angrenzenden Blockmeeres der Kalbe. Die besonders niedrigen Temperaturen des Wassers ergeben sich aus dem Aufbau des Blockmeeres. Blockmeere bestehen aus zerfallenen oder zerbrochenen Basaltsäulen. Während der letzten Eiszeiten, vor etwa 100.000 bis 10.000 Jahren, wurden die Säulen der Basaltdecke durch Frostsprengung in grobe Blöcke zerlegt. Diese Frostsprengung entsteht im Winter durch die Ausdehnung des in Gesteinsspalten eingedrungenen Wassers. Starke Niederschläge in der Nacheiszeit haben nach und nach die feineren Gesteinsanteile zwischen den Blöcken fortgespült.

In diesen nun sehr großen, offenen Porenräumen kann die starke Luftzirkulation einen regelrechten Kamineffekt erzeugen. Im Winter wird am Fuß der Halde kalte Luft angesaugt und auf Bergtemperatur aufgewärmt. Die dabei entstehende Verdunstungskälte führt dort zur Bildung von Eis. Im Sommer durchströmt dann warme Luft die Halde. Diese wird auf Bergtemperatur abgekühlt und sinkt dadurch ab. Sie tritt am Fuß der Halde wieder aus und führt dazu, dass das zuvor gebildete Eis wieder abgetaut wird. Das eiskalte Schmelzwasser erzeugt dann die niedrigen Wassertemperaturen der Eisquelle.”

Der Weg führt uns nun nach unten auf die Bundesstraße, wo der Parkplatz unseres Autos ganz in der Nähe ist. Wir folgen der Straße ein kleines Stück und entdecken dann auf der gegenüberliegenden Seite den Eingang zum Frau-Holle-Labyrinth.

Holle-Labyrinth

Das Labyrinth ist im Winter etwas karg und unscheinbar, in den hellen Monaten aber umso prachtvoller und bunter. Davor ist ein runder Sitzplatz mit Baumstumpf-Hockern und einem Tischchen. Der Eingang ist durch einen kleinen Torbogen markiert. Von dort aus führt das klassische Ur-Labyrinth sieben Mal um die Mitte bis zum Ziel. Da es sich nicht um einen Irrgarten handelt, ist ein Verlaufen nicht möglich.

Nahaufnahme vom Torbogen. An ihm hängt ein in transparentem Papier(?!) eingeschlagenes Brigid-Kreuz.
Nahaufnahme vom Torbogen
Das Ur-Labyrinth im Rasen. In der Mitte steht der Holle-Altar.
Das Labyrinth im Oktober 2019. Zu dieser Jahreszeit natürlich viel karger als sonst.

In der Mitte ist stets ein geschmückter Altar für die Holle zu finden. An diesem Ort finden zwar regelmäßig Zusammenkünfte statt und es ist spürbar wie stark frequentiert er von ganz unterschiedlichen Menschen besucht wird, und dennoch waren wir bisher immer alleine dort. Dementsprechend haben wir viel Zeit um beispielsweise in einer Meditation bis zum Altar zu gehen und dort am Ende auch eine ganze Weile zu bleiben.

Für mich war es damals der erste Ort an dem ich SEHEN konnte, dass es noch mehr Menschen gibt, die die alten Holle-Bräuche kennen, leben und feiern. Das war für mich ein wirklich rührender Moment, da ich bisher viel dazu mit mir allein ausmachte.

Tatsächlich finden immer mal wieder offizielle Veranstaltungen am Frau Holle-Labyrinth statt. Wie du dich dazu anmelden kannst und was es alles so gibt, findest du zum Beispiel im Veranstaltungskalender der GrimmHeimat.

Und wieder zurück zum Frau-Holle-Teich

Was für ein Ritt! Der Aufstieg war für mich als Person von nicht allzu großer Ausdauer, nicht gerade unanstrengend. Aber der Weg durch das Labyrinth und das Verweilen an diesem ganz besonderen Ort haben mich wieder aufgeladen. Jetzt ruhen wir uns noch etwas am Teich aus bevor die Heimreise mit dem Auto ansteht.

Im Vordergrund liegen Baumstämme, im Hintergrund ist das teilweise von der Sonne beleuchtete Tal, die dunklen Berge und der düstere Himmel mit wenigen dunklen Wolken.
Aussicht auf dem Weg zwischen Frau-Holle-Labyrinth und Frau-Holle-Teich

Ich hoffe dir hat unsere kleine gemeinsame Tour gefallen und vielleicht konnte ich dir die Gegend rund um den Frau-Holle-Teich ein bisschen schmackhaft machen. Hier gibt es noch so viel mehr zu entdecken!

Gefällt dir Hollenkraut? Ich würde mich freuen, wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest. Zum Beispiel über eine Spende bei Paypal oder einem symbolischen Kaffee bei Ko-Fi. Vielleicht gefällt dir aber auch etwas aus meinem Online Shop. Vielen Dank von Herzen!

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